TSV Alemannia Aachen




 

Alemannia Aachen in der Historie

1. Folge : 1900 - 1918

Gründung und Aufbruch



2. Folge : 1919 - 1949

Neuanfang und Wachstum



3. Folge : 1950 - 1969

Die Goldenen Jahre



4. Folge : 1970 - heute

Dauerbrenner 2. Liga und Abschied






Für die neue Saison wurde mit dem Kölner Georg Stollenwerk ein neuer Trainer verpflichtet, neue Spieler dagegen gab es keine. Zu groß waren die finanziellen Belastungen noch aus dem Vorjahr. Geschwächt durch "Alpenpokal" und eine viel zu kurze Sommerpause hatte die Mannschaft kaum eine Erholung und eine Verletzungsmisere ohne gleichen begann. Zudem schien die Mannschaft inzwischen etwas überaltert und war mit einem Schnitt von fast 29 die drittälteste in der Bundesliga. Trainer Stollenwerk, der mit seinen Ansichten und Methoden einfach nicht zur Mannschaft passte, mußte schon bald wieder gehen, Williberth Weth wurde als "Retter" verpflichtet, später sogar mit Volker Kottmann noch ein eigener Konditionstrainer und Psychologe geholt. Es half alles nichts, Alemannia mußte absteigen, die Begeisterung war verflossen, der Mitgliederstand sank auf 2.500




Mit Hermann Lindemann kam ein neuer alter Trainer zurück an den Tivoli, der den direkten Wiederaufstieg anstrebte. Doch der Start in der Regionalliga West (damals die 2. Liga) wurde zu einer Katastrophe. überall wurde man zum "Spiel des Jahres" empfangen, der Gegner war immer besonders motiviert und engagiert. Schon im Dezember 1970 mußte Lindemann wieder gehen und Volker Kottmann übernahm das Ruder. Er brachte wieder Konstanz in die Mannschaft, so daß man sich schnell aus der unteren Zone der Tabelle verabschiedete. Im DFB-Pokal erreichte man sogar wieder das Halbfinale, unterlag dann aber dem 1.FC Köln mit 0:4.




Mit Gunter Baumann kam 1971 wieder ein neuer Trainer, der eine neue junge Mannschaft aufbauen sollte. Nach einem dritten Platz nach der Vorrunde wurde man am Ende Vierter. Doch das Präsidium verlängerte seinen Vertrag nicht und verpflichtete als neuen Coach Barthel Thomas von den Stuttgarter Kickers, der direkt elf neue Spieler holte.




Inzwischen war das Stadion für drei Millionen Mark umgebaut worden, vor allem in Hinblick auf die bevorstehende Einführung der 2. Bundesliga, für die man sich unbedingt qualifizieren wollte. Sportlich war dies wohl auf Grund der Ergebnisse der letzten Jahre kein Problem, doch finanziell ging es immer mehr bergab. Rücktritte und Umbesetzungen im Präsidium waren die Folge, es gab Hilfegesuche an die Stadt und die Bevölkerung, sogar eine Bürgerinitiative gründete sich. Sportlich ging es auch nicht weiter, und inzwischen war Michel Pfeiffer als Trainer an den Tivoli zurückgekehrt, dafür fand sich kein Präsident mehr, der den Verein leiten wollte und konnte. Als die Stadt eine gewünschte Bürgschaft nicht übernehmen wollte, stand man kurz vor dem Konkurs.




Eine Goodwill-Aktion großen Ausmaßes begann zur Rettung vor dem drohenden Ende. Bor. Mönchengladbach, Fortuna und der 1.FC Köln kamen fast zum Nulltarif zu Spielen auf den Tivoli. Die eigentliche Rettung war aber die Kandidatur von Reinhold Münzenberg für das Präsidium. Mit einem ganzen Team, unter anderem auch sein Neffe Egon Münzenberg, wurde er fast ohne Gegenstimme gewählt, nachdem auch die Stadt Aachen sich ihrer Verantwortung und Unterstützung Angesichts dieses Präsidenten nicht mehr entziehen konnte. Mit Beginn der Saison 1974/75 wurde die 2. Liga gegründet, die in zwei Staffeln Nord und Süd eingeteilt wurde. Egon Münzenberg, der inzwischen den aktiven Part im Vorstand übernommen hatte, rüstete mit großem finanziellen Aufwand den Kader auf. Viele Trainer sahen in der Alemannia einen der großen Aufstiegsfavoriten der 2. Liga Nord. Jetzt kann man sich wieder denken, was kommt : Sportliche Enttäuschung, Trainerwechsel. Zunächst wurde Co-Trainer Gerd Prokop Interimstrainer, ehe Horst Witzler verpflichtet wurde.




In den kommenden Jahren spielte man mit wechselnden Erfolgen in dieser Klasse. Meist startete man mit großen Erwartungen in die Saison - die erste Liga im Visier -, fand sich dann aber nur irgendwo im Mittelfeld der Tabelle wieder.




Im Frühjahr 1978 stand dann aber plötzlich der Abstieg aus der 2. Liga kurz vor der Tür. Dazu kam es, als gegen Ende der Saison zwischen dem Tabellenzehnten und dem Neunzehnten und damit Vorletztem lediglich vier Punkte Differenz lagen. Für die Alemannia kam es zum entscheidenden Spiel am letzten Spieltag beim SC Herford, der sich bei einem Sieg hätte selbst retten können. Hunderte Fans wurden kostenlos mit Bussen zu diesem Spiel gefahren. Es half : Alemannia spielte 0:0 (mit Interimstrainer Willi Haag) und feierte diesen Punktgewinn und damit den Klassenerhalt, als ob man den Aufstieg geschafft hätte. " So eine Zittersaison soll es nie mehr geben" meinte der inzwischen zum Präsidenten aufgestiegene Egon Münzenberg. Er sollte ( für viele Jahre ) recht behalten.




Erhard Ahmann hieß der neue Trainer, und mit ihm wehte ein neuer Wind. Plötzlich kam Konstanz in die Arbeit von Trainer und Präsidium. Man steigerte sich kontinuierlich, und zu dieser Zeit entstand die vielleicht noch vielen in Erinnerung gebliebene südamerikanische Atmosphäre am Tivoli. Sackweise wurde Konfetti ins Stadion geschleppt, und es geschah vielen Fans, daß man noch Tage später irgendwelche Überreste davon in diversen Kleidungsstücken wiederfand. Presse, Funk und Fernsehen berichteten bundesweit über diese einmalige Atmosphäre. Sportlich erreichte man die Qualifikation für die eingleisige 2. Liga, die 1981/82 ihrem Spielbetrieb aufnahm. In Aachen durfte wieder vom Aufstieg geträumt werden.




Doch wieder begann die Saison schlecht. Nach drei 0:1 Auswärtsniederlagen zu Beginn der Spielzeit warf Egon Münzenberg das Trainerkarussel wieder an. Erhard Ahmann erhielt eine Abfindung und mußte gehen. Was nun folgte, gehört eigentlich ins Guinness-Buch der Rekorde und nicht in einen sportlichen Rückblick. Aber Tatsache war, daß der Tivoli nun in drei Jahren nicht weniger als sieben Trainer sah. Damit gehörte wohl der Arbeitsplatz Tivoli zu den gefährdesten in ganz Deutschland. Übrigens, den Aufstieg und die Rückkehr in die erste Liga schaffte keiner. Dabei handelte es sich um Günter Habig (5 Monate), Jupp Martinelli (1 Monat als Interimslösung), Horst Buhtz (11 Mon.), Slobodan Cendic (6 Mon.), Erhard Ahmann (10 Mon.), Rolf Grünther (6 Mon.), ehe dann im Juli 1984 Werner Fuchs zum ersten Mal an den Tivoli kam.




Inzwischen war allerdings Egon Münzenberg nach seinem Finanzcrash in die kanadischen Wälder verschwunden, und Manager-Trainer Ahmann setzte sich quasi über Nacht in Richtung VfL Osnabrück ab, so daß es mit Rolf Grünther, wohl einmalig, einen Spieler-Trainer in der zweiten Liga gab. Fußball wurde übrigens auch noch gespielt und das gar nicht schlecht. Immer wieder spielte man in der Spitzengruppe mit, bis dann im Frühjahr die wichtigen Spiele verloren wurden. So wurde man in diesen Jahren zweimal 9. einmal 5. und einmal 6. in der 2. Bundesliga.




Das Ende der Ära Münzenberg 1984 war dann wieder ein gefährlicher Moment in der Vereinsgeschichte. Bewundernswert war aber, wie der damals 72jährige Bubi Hirtz trotz 3,5 Millionen Mark Schulden eine Vorstandsmannschaft zusammenhielt, die die größten Probleme meisterte. Zusammen, besonders mit den Spielern Grünther und Grabotin, hielt er den Verein über Wasser. Mit Werner Fuchs kam dann auch als Trainer der richtige Mann im richtigen Moment.




Im April 1986 war es dann wieder einmal soweit. Ein Aufstieg war greifbar nahe. Doch die Alemannia (Herbstmeister) wurde kurz vor Toresschluß noch abgefangen. Sechs Spiele vor Schluß stand man kurz hinter einem Aufstiegsplatz, als dann vier (!) Spiele in Folge verloren wurden. Wer erinnert sich nicht an die Auswärtsspiele in Wattenscheid und Aschaffenburg, die mit jeweils 0:5 verloren gingen. Am Ende belegte man dann tief enttäuscht den 8. Platz, vier Punkte hinter den Aufsteigern.




Ein Highlight der folgenden Saison war die Pokalschlacht im Oktober 1986 gegen den deutschen Vizemeister Werder Bremen. Nach einem 0:0 in Bremen kam es zum Wiederholungspiel in Aachen. 7:6 im Elfmeterschießen konnte die Alemannia schließlich gewinnen, als Torwart Johannes Kau gegen Dieter Burdenski den entscheidenden Elfer verwandelte. In der nächsten Runde unterlag man allerdings dann auf dem ausverkauften Tivoli Borussia Mönchengladbach mit 0:2.




1987 sollte dann Diethelm Ferner als Trainer den lang ersehnten Bundesligsaufstieg realisieren. Doch nach einem 1:3 gegen Wattenscheid am letzten Spieltag der Hinrunde vor nur noch 1.500 Zuschauern mußte Ferner schon schnell wieder seine Koffer packen. Nachfolger wurde Peter Neururer, der damit zum jüngsten Trainer in der 1. oder 2. Bundesliga wurde. Im Januar 1988 übernahm der Finanzbeamte Günter Reinartz von Bubi Hirtz das Präsidentenamt. Er trat mit einem 10 Punkte-Programm an mit dem Ziel 1. Liga, aber nur mit kalkulierbaren finanziellen Risiko. Peter Neururer, der die Mannschaft mit ausgeglichenem Punktverhältnis übernommen hatte, legte mit seiner Mannschaft nun in der Rückrunde eine Siegesserie hin, die große Beachtung fand. Plötzlich klopfte man wieder an das Tor zur Bundesliga. In Aachen war man voller Euphorie und die Stadt holte schon fertige Pläne aus der Schublade, um den Tivoli mit 6 Millionen Mark Aufwand zu modernisieren und auszubauen, sprich bundesligatauglich zu machen. Kurz vor Saisonende erlitten die Hoffnungen nach einem 0:4 in Essen einen herben Dämpfer. Trotz allem war noch die Chance auf Platz Drei groß. Sogar die Eintrittskarten für das dann fällige Relegationsspiel gegen den Drittletzten der 1. Liga waren schon gedruckt. Am letzten Spieltag hing alles mehr am Radio, als daß man das Spiel auf dem Tivoli verfolgte. Aber es nutzte nichts, die Mitkonkurrenten gewannen, und am Ende fehlten der besten Rückrundenmannschaft ein Tor und ein Punkt zum dritten Platz.




Schalke 04 und Aachen waren die Topfavoriten in der Saison 88/89. Einem tollen Start folgte eine sportliche Krise. Die finanziellen Probleme wurden immer größer, dazu gesellte sich eine Führungskrise im Vorstand. Notverkäufe standen an, u.a. wurde Torjäger Theo Gries verkauft. Selbst Trainer Neururer wackelte gegen Ende der Hinrunde gewaltig. Eine Alemannia-Opposition beantragte eine außerordentliche Mitgliederversammlung, die erforderlichen 100 Unterschriften aber kamen nicht zusammen. Lizenzprobleme für die kommende Saison deuteten sich an. Skandalöser Höhepunkt dieser Krise war die Jahreshauptversammlung im Januar 1989. Nach heftigen persönlichen Angriffen der Opposition gegen Geschäftsführer Bert Schütt, sank dieser mit einem Herzanfall auf der Bühne zusammen und verstarb noch während der Versammlung, die abgebrochen wurde. Sportlich kam etwas unerwartet der Aufschwung. Die Alemannia war plötzlich wieder oben dran. Genau zu dieser Zeit gab es dann aber Vertragsprobleme mit Peter Neururer. Dieser hatte zwar schon gekündigt, konnte sich aber auf einmal doch ein Weitermachen vorstellen. Jetzt wollte aber das Präsidium nicht mehr und präsentierte mit Rolf Grünther schon den Trainer der neuen Saison. Diese Situation nutzte der Schalker Präsident Eichberg, um in einem ziemlichen Possenspiel Peter Neururer auf der Stelle zu verpflichten. Nun mußte Rolf Grünther auch schon unplanmäßig die Alemannia sofort übernehmen. Der sportlichen Entwicklung tat dies keinen Abbruch. Im Mai stand die Alemannia auf Rang Zwei, so dicht wie noch nie vor dem Aufstieg. Alle Hochrechnungen in der Presse liefen darauf hinaus, diesmal mußte es klappen. Dann folgte wieder das ebenso Unerklärliche wie Bekannte. 0:2 gegen Wattenscheid, 0:3 in Offenbach und 1:4 gegen Freiburg hintereinander bedeuteten das Aus im Rennen um den Aufstieg. Am Ende belegte Alemannia Rang 6 in der Tabelle.




Was folgte, war ein Ausverkauf ohne Ende. Sei es aus Enttäuschung der letzten Jahre oder aus finanziellen Engpässen, nicht weniger als acht Stammspieler verließen den Tivoli. Erst am 5. Spieltag gelang gegen Unterhaching der erste Sieg. Nach dem 0:1 gegen Freiburg am 7. Spieltag mußte Rolf Grünther seinen Hut nehmen. Nach langen Hin und Her und viel Politik wurde mit Mustafa Denizli, der "Beckenbauer der Türkei" als Retter verpflichtet. Zunächst ging es tatsächlich auch etwas aufwärts, doch nach dem schlechten Start kam man trotz einiger sensationeller Erfolge nie so richtig raus aus dem Keller. Bei vielen Spielen herrschte zu dieser Zeit türkische Begeisterung um Denizli und seine Mannschaft. So wurde zum Beispiel die Alemannia von 5.000 türkischen Zuschauer im Berliner Olympiastadion unterstützt, als es dort gegen die Hertha ging. Als Präsident übernahm Leopold Chalupa zu dieser Zeit das sinkende Schiff. Entscheidend war vielleicht das Wintertrainingslager in der Türkei. Während sich Trainer Denizli von seinen Landsleuten feiern ließ, machte sich die Mannschaft ein paar schöne Tage in der Sonne. In beiderseitigem Einvernehmen, Denizli :"Ich bleibe immer ein Alemanne" , trennte man sich im März, und man verpflichtete Eckhard Krautzun, der schon im Herbst zur Debatte gestanden hatte. Doch es half alles Hoffen und Bangen nicht. Am 13.05.90 um 16.47 Uhr, nach einem 0:3 in Bayreuth, stand der Abstieg aus der 2. Bundesliga als 19. der Tabelle, drei Punkte hinter dem rettenden Platz, fest. Mit guten Wünschen für die Zukunft, aber auch mit zwei Millionen Mark Schulden verabschiedete man sich ins Amateurlager. Daß die Alemannia abgestiegen war, wurde von vielen wohl erst richtig registriert und wahrgenommen, als die neue Saison ohne die Alemannia begann.




Seit dieser Zeit haben sich viele daran versucht, die Alemannia wieder auf Erfolgskurs zu bringen Gelungen ist dies bisher keinem. Möge dieser Rückblick dazu beitragen, daß aus den vielen Fehlern der Vergangenheit gelernt wird. Es muß ein gemeinsames Ziel bleiben, die Alemannia wieder dahin zu führen, wo sie hingehört, in den Profi-Fußball.




In der Saison 1998/1999 war es soweit, Alemannia wird Meister in der Regionaliga West/Südwest und steigt wieder in die 2. Bundesliga auf. Wie es dazu kam und was vorher noch alles geschah, lesen Sie demnächst hier ...
An dieser Stelle verweisen wir schon einmal auf den Jubiläumsband über 100 Jahre Alemannia-Geschichte, der im Herbst 2000 erscheinen soll.





wird fortgesetzt
 

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