Aachen (jozi). Wenn der Ball rollte, war er ein emotionaler
Vulkan. An der Seitenauslinie durchlebte und durchlitt Werner Fuchs die
Spiele seiner Alemannia. Lautstark gab er von der Trainerbank aus
Anweisungen, feuerte seine Spieler an, stauchte sie - wenn nötig - vom
Spielfeldrand gehörig zusammen.
Vom Heißsporn zum Analytiker
Nach dem Spiel dann häufig die Metarmorphose: Aus dem Heißsporn wurde
ein kühler Analytiker. Fuchs war ein Trainer, der ein Spiel lesen konnte,
der die Stärken und Schwächen seines Teams erkannte, der es verstand, aus
einer Mannschaft das Optimale herauszuholen.
Gerade das war seine große Leistung im vergangenen Jahr. Aus einer
Gruppe von durchaus begabten Durchschnittsspielern formte Fuchs ein
homogenes Team, eine wirkliche (Spitzen)-Mannschaft. Ohne Fuchs hätte es
das Tivoli-Wunder der laufenden Saison nicht gegeben.
Seit fast zwei Jahrzehnten verbunden
Mit Alemannia Aachen war Fuchs seit fast zwei Jahrzehnten eng
verbunden. 1984 trat er am Tivoli, kurz nachdem er an der Sporthochschule
Köln seine A-Fußball-Lehrerlizenz gebaut hatte, seine erste Trainerstation
im bezahlten Fußball an, führte die Schwarz-Gelben an die Spitze der 2.
Bundesliga. Drei Jahre später wechselte er zum 1. FC Saarbrücken.
Es folgten Trainerstationen bei Eintracht Braunschweig, beim
Bundesligisten Hertha BSC Berlin (1990 - damals spielte noch Mario Basler
bei der Hertha), beim VfB Oldenburg und beim Wuppertaler SV. In all diesen
Jahren blieb Fuchs jedoch Aachen und der Alemannia verbunden. Er wohnte
weiter in seinem Einfamilienhaus in der Soers, nur wenige hundert Meter
vom Tivoli entfernt, war häufig Gast bei den Heimspielen der Alemannia.
Von den Fans herbeigeschrieen
Im August 1996 kehrte Fuchs zu seinem Verein zurück, löste mitten in
der Saison den erfolglosen Gerd vom Bruch ab. Die Fans hatten ihn
wochenlang herbeigeschrieen und herbeigesehnt: "Werner Fuchs - Du bist der
beste Mann" schallte es bei fast jedem Heimspiel von den Tribünen.
Fuchs wußte damals um die finanziell prekäre Lage am Tivoli, zeigte
sich in seinen Gehaltsvorstellungen eher bescheiden. Akribisch begann er
eine neue Mannschaft aufzubauen. Das Umfeld wußte, was es an Fuchs hatte.
Trotz Startschwierigkeiten bekam er Rückendeckung vom Präsidium und den
Fans.
Das Konzept ging auf
Erste Früchte seiner Arbeit konnte Fuchs im DFB-Pokal mit den Erfolgen
gegen Nürnberg und Leipzig ernten. Sein mittelfristiges Konzept ging aber
erst in der laufenden Saison auf. Vor der Spielzeit nicht unbedingt als
heißer Aufstiegskandidat gehandelt, führte Fuchs Vanderbroek und Co. mit
einer Rekordserie von neun Siegen in Folge an die Spitze der Regionalliga.
Um so tragischer, daß Fuchs den größten Erfolg seiner Trainer-Laufbahn
nicht mehr erleben darf: Den Aufstieg. Doch wie sagte Stadionsprecher
Robert Moonen gestern: "Werner Fuchs wird in Aachen zum Mythos. Er hat für
die Mannschaft gelebt und ist für die Mannschaft gestorben."