an-online: Nachrichten aus Aachen

19.05.1999 11:21

Andächtige Stille unter freiem Himmel

Tränen der Trauer
auf dem Katschhof

Aachen (cm). 8000 Menschen auf dem Katschhof, und doch herrschte andächtige Stille auf dem Platz zwischen Dom und Rathaus, als die Trauerfeier für Werner Fuchs auf eine große Projektionswand übertragen wurde.

Tiefe Betroffenheit und Anteilnahme

Nur leises Geflüster war zu vernehmen, als stünde die große Fangemeinde nicht unter freiem Himmel, sondern mitten im Dom. Mit Trauerflor am Arm, im dunklem Anzug oder mit Fan-Weste kamen gestern die Alemannia-Fans, um ihrem Trainer die letzte Ehre zu erweisen. Tiefe Betroffenheit und aufrichtige Anteilnahme am Tod des Fußball-Lehrers waren spürbar. Auf dem sonst zu Großveranstaltungen so lebendigen Platz störte bereits ein Kinderwagen, der leise quietschend über das Pflaster geschoben wurde.

Zucken um den Mund

Auch wer sich nur wenige Minuten zuvor schnell eine Kippe angesteckt hatte - als Pfarrer Bert Gruber, sowohl sportlich als auch seelsorgerisch eng mit der Alemannia verbunden, seine Ansprache hielt, ging vielen die Hand ans Gesicht, rieben Fans sich die Augen. Da zuckte es um die Münder, um Tränen zurückzuhalten.

"Irgendwas von Dir bleibt hier."

Alemannia-Präsident Wilfried Sawalies schien den Fans auf dem Katschhof aus der Seele zu sprechen, als er sich von seinem Freund mit Worten von Trude Herr verabschiedete: "Niemals geht man so ganz. Irgendwas von Dir bleibt hier." Die Anspannung auf dem Katschhof löste sich erst langsam, als Oberbürgermeister Jürgen Linden Werner Fuchs für seine Arbeit für die Alemannia und damit für Aachen dankte.

"Ihm einfach nahe sein"

Selbst noch eine Dreiviertelstunde nach der Trauerfeier standen einige Fans auf dem Katschhof, in stiller Andacht vertieft. "Ich wollte ihm einfach ein letztes Mal nah sein", sagte Stefanie Heidbüchel. Die 16jährige Schülerin aus Köln war allein zu Ehren von Werner Fuchs nach Aachen gekommen.

"Er hätte mein Vater sein können"

"Das ist unfair, daß er tot ist. Bei seinem Alter hätte er mein Vater sein können", sagte der 21jährige Zivildienstleistende Dirk Habets aus Aachen. "Als Sawalies und Linden geredet haben, da habe ich geheult." Für Josef Beckers (70) war die Trauerfeier ein angemessener Abschied von Werner Fuchs. "Das ist schon berechtigt, ihm so groß die letzte Ehre zu erweisen." Und sein Sitzplatznachbar am Tivoli Peter Schmitz (56) gab zu: "Ich war bei der Trauerfeier tief ergriffen."

Mehrere Tausend Menschen verfolgten auf dem Katschhof auf einer Videoleinwand den Gottesdienst im Dom.

Foto: Harald Krömer



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