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12.05.1999 12:46

Bewegende Augenblicke bei der Alemannia am Tivoli

Wie ein stilles Gebet
für Werner Fuchs

Aachen (cz). Wer in der Stadt die Neuigkeit erfuhr, mochte gestern nicht glauben, was er hörte: Alemannia-Trainer Werner Fuchs ist tot. Nein, das darf nicht wahr sein! Doch, es ist wahr, Fußball-Aachen steht starr im Freudentaumel kurz vor dem Aufstieg: Werner Fuchs wird nicht dabei sein.

Magisch angezogen

Wo gehen Trauernde hin, wenn sie Trost suchen? Magisch zieht es sie an den Ort, wo sie andere in Trauer wähnen. So war das gestern vor der Alemannia-Geschäftsstelle in der Krefelder Straße. Fans, prominente und weniger prominente, kamen zum Tivoli, standen da und guckten sich an - und keiner wußte so recht, was nun zu sagen sei.

Bei den Fans der Vorstand. Präsident Wilfried Sawalies, der ruhelos umherging, alleine und doch dabei will er sein. Geschäftsführer Dietmar Heeren, der nach Worten sucht. Schatzmeister Hans Bay, der zum Taschentuch greift. Vizepräsident Dirk Courté, der am ganzen Leib zittert und einen anschaut und doch nicht sieht.

Um 16 Uhr kommt OB Linden

Ein bewegender Augenblick: Um 16 Uhr fährt der graue Dienst-BMW des Oberbürgermeisters vor. Jürgen Linden kommt schnell auf Wilfried Sawalies zu, ein Händedruck, die Blicke weichen sich aus, alle ringen nach Fassung. Sawalies und Linden eilen in die Geschäftsstelle. Dort, wo in den letzten Wochen in der Cafeteria nach siegreichen Spielen auch der bescheidene und zurückhaltende Trainer Werner Fuchs nicht mehr umhin konnte, vor der Sportpresse und dem eigenen Anhang einen Aufstieg seiner Alemannia in die 2. Bundesliga als nicht mehr so unmöglich zu bezeichnen, da ist es gestern wie in einer Leichenhalle.

Wie in einer Leichenhalle

In der Tat, wie in einer Leichenhalle. Die Presse und nachdrängende Fans suchen sich einen Platz, still, schweigend, hier und da ein Räuspern, andächtig. Es ist 16.25 Uhr, und Präsident Sawalies sagt, die Pressekonferenz beginne wie angekündigt um 16.30 Uhr. Die fünf Minuten bis dahin sind wie ein stilles Gebet, wie eine Andacht für Werner Fuchs.

Wenn das Präsidium nach den Spielen am Tivoli in diesen Raum zu den Pressekonferenzen einlädt, sitzt es vor längsgestreiftem schwarz-gelben Fahnentuch. Daraus sticht hell und fröhlich das Gelb hervor. Schwarz-Gelb hing auch gestern, aber es war nur das Schwarz, das von der Trauer am Tivoli erzählte. Und die Stille und das Schwarz und die siebenminütige Rede des Präsidenten werden zum würdigen Gedenken an den Alemannen Werner Fuchs.

Unzählige Fans fanden sich gestern spontan am Tivoli ein. Einige brachten Blumen als Zeichen der Trauer am Eingangstor an.

Foto: Harald Krömer



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