«Wir gehen den Weg von Werner Fuchs zu Ende»

Aachen. Noch fröhlich kommen die Fans vor der Geschäftsstelle an, wollen die Tickets für die nächsten Spiele gegen Erkenschwick und Wuppertal erstehen. «Wegen eines Trauerfalls bleibt die Geschäftsstelle von Alemannia geschlossen», steht eher nüchtern an der verschlossenen Tür. Langsam macht sich Fassungslosigkeit breit. Tränen fließen nicht nur unter den Anhängern, auch die Präsidiumsmitglieder werden übermannt. Werner Fuchs lebt nicht mehr. Vor den Toren werden ungezählte Blumensträuße abgelegt.

Nur wenige Stunden später wird die furchtbare Nachricht offiziell. Pressekonferenz. Und auch hier ist die Trauer und Betroffenheit mit den Händen greifbar. Niemand redet, alle sind in Gedanken beim Trainer, der noch am Freitagabend den enthusiastischen 20 000 Fans übers Stadionmikrofon berichtet hat, welche Last von ihm und der Mannschaft gefallen sei.

Dutzende Menschen stehen mit betrübten Gesichtern in der Caféteria, dem Ort, an dem sich über Jahre viel Freude, aber auch viel Frust einen Weg bahnte. Journalisten, aber auch Teenager und die Alteingesessenen, diejenigen, die nie ihre Dauerkarte gekündigt haben. Betroffenheit führt Regie.

An einem langen Tisch sitzen für den Ältestenrat Jupp Martinelli, der Vorsitzende des Verwaltungsrates Jürgen Linden, Präsident Wilfried Sawalies, Schatzmeister Hans Bay, André Winkhold, Vize-Präsident Dirk Courté und Kapitän Thomas Lasser. Der hält immer wieder die Hände vors Gesicht, schüttelt ungläubig den Kopf.

Dann ergreift Sawalies das Wort, mühsam um Worte ringend. «Unser Mitgefühl gehört in erster Linie Ehefrau Monika und Sohn Marco sowie den Freunden von Werner Fuchs.» Der Präsident zeichnet ein kurzes Porträt des Freundes. «Er war Mister Alemannia. Charismatisch, offen, beliebt. Er war nicht nur Trainer, sondern in erster Linie ein Alemanne.» Das Präsidium habe vor anderthalb Jahren den eigenen Amtsantritt vom Verbleib des Trainers abhängig gemacht. «Jetzt sind wir auf der Zielgeraden. Werner Fuchs hatte seit Freitag abend das Bild vor Augen, jubelnd beim Meisterempfang auf der Rathaustreppe zu stehen.» Jetzt will die Mannschaft das Werk des Trainers vollenden.

In Erkenschwick wird am Sonntag gespielt. Das erschütterte Team hat so entschieden, ganz im Sinne des Trainers. «Auch Monika Fuchs ist dafür», ergänzt Sawalies. Selbst wenn am Wochenende der große Wurf gelingt, eine interne Mannschaftsfeier, die vage geplant war, wird es nicht geben.

Nach einem trainingsfreien Wochenende hatten sich Mannschaft und Trainer morgens im Paulinenwäldchen zum Laufen getroffen. Der Trainer, der sich noch am Sonntag den kommenden Gegner SV Wuppertal angesehen hatte, wirkte gelöst. «Nach den Ergebnissen kann ich nicht mehr anders, da muß man einfach vom Aufstieg reden», hatte er im Freundeskreis noch am Sonntag abend gesagt.

Gestern morgen endete sein Leben. Zwei Spieler fanden den Trainer, der seiner Mannschaft hinterhertrabte, gegen 11 Uhr, leisteten Erste Hilfe. Nur wenige Minuten später war auch der Rettungsarzt im Paulinenwäldchen, mit einem Helikopter wurden noch Medikamente herbeigeschafft. Es half nichts mehr, Werner Fuchs starb gegen 12.30 Uhr. Noch im März war er vor seiner Meniskusoperation durchgecheckt worden - ohne Befund.

«Wir werden den Weg, den er eingeschlagen hat, weitergehen,» versprachen gestern Mannschaft und Präsidium. «Wir möchten seinen großen Traum erfüllen.»

Auf einer Fahne am Tor vor der Geschäftsstelle haben Fans eine Fahne mit dem Fußballer-Spruch «You'll never walk alone» - «Du wirst niemals alleine gehen» - aufgehängt.

Hans-Peter Leisten und Christoph Pauli, 11.05.1999 18:30