Am Ziel fehlt Aachen ein ganz, ganz wichtiger Mann

Erkenschwick. Alemannia Aachen jubelt mit spürbarer Trauer. Fünf Tage nach dem plötzlichen und noch sehr sehr lange Zeit unfaßbaren Tod von Trainer Werner Fuchs vollendete die Mannschaft seine Arbeit. Mit dem 2:0 (1:0)-Erfolg bei der SpVgg Erkenschwick machte die Mannschaft vom Tivoli ihr Meisterstück in der Fußball-Regionalliga West/Südwest und kehrt nach neun Jahren wieder in die 2. Liga zurück. «Wir sind am Ziel. Aber es fehlt bei uns ein ganz, ganz wichtiger Mann. Wir können es immer noch nicht fassen, daß Werner Fuchs tot ist», rang Mittelfeldregisseur Erwin Vanderbroeck noch nach Worten, als die Fans den Platz längst gestürmt hatten und die Mannschaft feierten.

Rund 8000 Alemannia-Fans unter den 8500 Zuschauern am Stimberg feierten den Aufstieg und trauerten um Werner Fuchs. Die Gratwanderung der Gefühle ist gelungen. Nur die letzten fünf Minuten sorgten für Mißtöne, als das Spiel unterbrochen werden mußte, nachdem es neben und auf dem Platz zu Ausschreitungen sogenannter «Fans» gekommen war. Allein der massive Einsatz einer Hundertschaft der Polizei konnte Schlimmeres verhindern. Ansonsten dominierte die «Volksbewegung Alemannia, das ganz große Gefühl», wie es Präsident Wilfried Sawalies formulierte.

Die Fans hatten in der Nordkurve des Stimbergs ein 45 Meter langes schwarzes Transparent mit der Aufschrift Werner Fuchs aufgehängt. Nach dem Schlußpfiff hatten alle Alemannen und Betreuer weiße T-Shirts, die mit einem Foto des verstorbenen Coaches und der Aufschrift «Wir danken dir, Trainer» bedruckt waren, übergestreift.

Dies waren allerdings neben dem Trauerflor, den die Spieler trugen, die einzigen äußeren Zeichen der Trauer. Nach der Schweigeminute zu Beginn der Partie fand am Stimberg eine wahre Orgie in Schwarzgelb statt. Zu lange war die Alemannia drittklassig, zu lange hatten die Fans auf diesen Tag gewartet. Und nach dem 1:0 durch Wolfram Klein (39.) wurde nur noch gefeiert. Die Stimmung steigerte sich, als Stephan Lämmermann für die endgültige Entscheidung gesorgt hatte (57.). Und der Rest war grenzenloser Jubel, zum Schluß getrübt durch einige wenige, die auf einem Fußballplatz nichts zu suchen haben.

Gefeiert wurde gestern offiziell aber nicht. Präsident Sawalies: «Wir ziehen uns intern zurück und feiern ein bißchen. Das große Fest mit den Fans, die es wirklich verdient haben, wird aber erst nach dem Wuppertal-Spiel stattfinden.»

Im Gedenken an Werner Fuchs wurde gestern nachmittag an der Balustrade der Treppe zum Aachener Rathaus ein Bild des verstorbenen Trainers aufgehängt. Dessen großer Traum, dort im Falle des Aufstiegs mit der Mannschaft von Oberbürgermeister Dr. Jürgen Linden empfangen zu werden, muß sich nun leider ohne den Vater des Aachener Fußball-Wunders erfüllen. Aber Werner Fuchs wird durch diesen Erfolg in seiner Heimatstadt unvergessen bleiben. Er ist schon zum Mythos geworden.

Günter Kirschbaum, 18.05.1999 15:44