Wilfried Sawalies: Ich verneige mich vor einem großen Menschen

Aachen. Die sehr persönliche und bewegende Trauerrede, die Alemannia Aachens Präsident Wilfried Sawalies am Dienstag abend im Aachener Dom auf den verstorbenen Trainer Werner Fuchs gehalten hat, im Wortlaut:

«Lieber Werner, die Wege der Menschen kreuzen sich, man geht ein Stück gemeinsam oder in einiger Entfernung voneinander. Irgendwann geht man wieder auseinander. Die vielen heute an diesem Ort versammelten Menschen sind Weggefährten, die mit Dir lange Strecken oder auch nur einige Schritte auf dem Weg des Lebens gegangen sind.

Wir beide haben uns vor etwas mehr als 2 Jahren getroffen. In langen Gesprächen haben wir versucht herauszufinden, wie dieser Verein Alemannia aus der Krise geführt werden könnte .... und ob wir dies miteinander tun können.Meine Präsidiumskollegen und ich haben in Dir damals einen Mann kennengelernt, der mit hoher Kompetenz und festen Überzeugungen sein Gegenüber fesselt, der von Beginn an Ehrlichkeit, Offenheit, Gradlinigkeit spüren läßt.

Im Laufe der Zeit und in vielen Gesprächen haben wir dann auch Deinen Ehrgeiz und Deine Beharrlichkeit erfahren. Und wir wurden Freunde.Obwohl in der Welt des Fußballsports, insbesondere bei Alemannia, fest verwurzelt, hast Du die beispiel- und sinngebende Bedeutung, die unser Verein für die Menschen, die Jugendlichen der Region hat, jederzeit fest im Blick gehabt.

Wir sind in unwirtlichen Zeiten gestartet, aber Du hast Dich nie auf dem Weg beirren lassen. Du bist vorgegangen ..., so wie wir Dich auch die letzten Wochen in Erinnerung haben, von Spiel zu Spiel, Schritt für Schritt. Es waren bewegende, unvergessliche 2 Jahre mit Dir. Wir haben von Dir, dem erfahrenen Steuermann, sehr viel gelernt. Der Umgang mit den Medien, den Zuschauern, Sponsoren, Fans, Spielern, überall wußtest Du Rat. Selten hörte man von Dir«ich», viel öfter «wir», meistens aber «meine Mannschaft».

Die eigene Person war für Dich nur Teil des großen Ganzen, letztendiich wolltest Du Strukturen schaffen, die aus sich heraus funktionieren, unabhängig von den jeweiligen Personen.Und doch standest Du im Mitteipunkt, Höhenflüge, Abstürze, Enttäuschungen und doch immer wieder Dein beharrliches: von Spiel zu Spiel, Schritt für Schritt.

Und plötzlich, fast nicht mehr erwartet, ist in diesem Frühjahr etwas Neues entstanden, nicht bloße Begeisterung für das Fußballspiel, über den Verein, sondern vielmehr etwas Anderes, schwer Bestimmbares: Alemannia, ein Lebensgefühl?, ein Wert?, ein unsichtbares Band, welches die Menschen der Region miteinander verbindet. - Alemannia, das sind wir!

Unser großes Ziel rückte ganz nah. Und dann, kurz vorher, Dein Heimgang. So jung, so kurz vor dem Ziel, so unvermittelt. Bestürzung, Fassungslosigkeit, tiefe Trauer haben sich über unsere Stadt gelegt. Ein allseits geschätzter Mensch, ein anerkannter Fachmann, ein Garant für Kontinuität hinterläßt eine nicht füllbare Lücke.

Freude und Trauer, solch entgegengesetzte Gefühle, und beides geht von Dir aus. Wie können wir damit nur umgehen? Was bedeutet das für Deine Familie? Deiner Frau, Deinem Sohn, Deiner Mutter und ailen Angehörigen gehört unser Mitgefühl.

Aber es hat sich gezeigt, daß Du den Weg gut vorbereitet hast. Deine Mannschaft ist ihn in Deinem Sinne weitergegangen und hat für Dich Deinen, unser aller Traum erfüllt. Unermeßlich, was Deine Leistung für die Menschen unserer Region bedeutet. Und so wollen auch wir weitergehen, wie wir es von Dir gelernt haben: Schritt für Schritt, von Spiel zu Spiel. Nun, mein lieber Werner, treffen wir uns heute hier zum letzten Mal. Ein letztes Gespräch, ein letzter Abschied, unsere Wege trennen sich für immer.

Aber: Niemals geht man so ganz, ein Stück von Dir bleibt hier. Du, Deine Ideale, Visionen und Ziele werden in uns weiterleben, werden durch uns weiterleben. Ich verneige mich vor einem großen Menschen.»

, 18.05.1999 17:00