«Sein Herz schlug bis zur letzten Sekunde für die Alemannia»

Aachen. «Die Stadt nimmt Abschied von einem Freund. Er war kein Trainer auf der Durchreise, sondern ein Glücksfall für Aachen.» Nicht nur Oberbürgermeister Dr. Jürgen Linden war am Dienstag nachmittag tief bewegt. Im Hohen Dom nehmen 1200 Trauernde Abschied von Alemannia Aachens Trainer Werner Fuchs, während tausende Anhänger den ökumenischen Gottesdienst auf einer Leinwand auf dem Katschhof verfolgen.

Letzte Blumengrüße kommen aus der gesamten Republik. Die Bundesligisten Bayern München, Borussia Dortmund, SV Werder Bremen oder 1. FC Kaiserslautern haben ebenso Kränze geschickt wie der 1. FC Köln, Waldhof Mannheim, Carl Zeiss Jena.

Und auch einzelne Spieler wie HSV-Stürmer Anthony Yeboah grüßen von den Trauerbändern. Viele Weggefährten und Freunde sind unter den 400 geladenen Gästen. Egidius Braun, Rudi Assauer, Huub Stevens, Reiner Calmund, Dragoslav Stepanovic, Ewald Lienen oder auch Rainer Bonhof - sie alle geben dem renommierten und sympathischen Fußballehrer das letzte Geleit.

Die Mannschaft von Hertha BSC, die Werner Fuchs zu Beginn der 90er Jahre in die Bundesliga führte, sitzt ebenso im Oktogon wie die aktuelle Meistermannschaft von Alemannia. «Wir haben in Dir einen Mann kennengelernt, der mit hoher Kompetenz und festen Überzeugungen sein Gegenüber fesselt, der seine Ehrlichkeit, Offenheit und Geradlinigkeit spüren läßt», sagt Präsident Wilfried Sawalies.

Bert Gruber spricht, zunächst bedächtig, dann immer kraftvoller. Der Seelsorger kümmert sich nicht nur um die 2. Mannschaft am Tivoli, sondern hat auch einen engen Draht zur Familie Fuchs. «Wir sind ratlos, verstört und vor allem traurig», faßt der Geistliche zusammen. «Sein Herz hat buchstäblich bis zur letzten Sekunde für die Alemannia geschlagen. Da fehlte nur der Schlußpunkt, die Erfüllung des Traums, mit der Meisterschaft am Saisonende auf der Rathaustreppe zu stehen. Die Mannschaft hat am Sonntag geerntet, was er gesät hat.» Aber, so sagt Gruber, «die Traurigkeit hat nicht das letzte Wort. Gott sei Dank.»

Und dann ertönt das Trude-Herr-Lied «Niemals geht man so ganz, irgendwas vor dir bleibt hier». Jürgen Linden, auch Verwaltungsratsvorsitzender des Vereins, richtet einige persönliche Worte an Ehefrau Monika und Sohn Marco, und dann sagt er: «Wir alle werden am Samstag gemeinsam mit ihm auf der Rathaustreppe stehen, wenn die Meistermannschaft empfangen wird.»

(pa/hpl), 18.05.1999 18:48